Die letzte mechanische Guillochiermaschine der Druckerei für Wertpapiere
Als letzte von einst mehreren mechanischen Guillochiermaschinen der Druckerei für Wertpapiere (DfW) der Oesterreichischen Nationalbank wurde das hier gezeigte Exemplar durch eine elektronische Maschine abgelöst und ist heute Teil der geldhistorischen Sammlung. Es wurde von Ludwig Castagna gebaut, der neben seiner Tätigkeit als Universitäts-Mechaniker am Physiologischen Institut der Universität Wien eine eigene Fabrik zur Erzeugung feinmechanischer Apparate und Geräte betrieb. Die Konstruktion für die vorliegende Guillochiermaschine entstand in Kooperation mit der DfW. Dort hatten Direktor Arthur Nadherny und Oberinspektor Maly umfassende Verbesserungen für die Guillochiermaschinen entwickelt, weshalb das System auch nach den beiden Notenbankmitarbeitern benannt wurde.
Die Besonderheit am System Nadherny-Maly ist die Konstruktion als sogenannte „Universalmaschine“, d. h. mit dem Gerät können verschiedene Techniken (wie z. B. das Ziehen von geraden Linien bzw. Rasterflächen, das Ziehen von Kreisen mit Schleifenlinien, u. v. m.) durchgeführt werden. Derartige Universal–Guillochier- und Reliefgraviermaschinen wurden in Folge nicht nur in der DfW eingesetzt, sondern über Vermittlung der Oesterreichischen Nationalbank auch an andere Notenbanken und Sicherheitsdruckereien verkauft.
Unter „Guillochen“ versteht man spezielle Muster aus mehreren ineinander verwickelten und überlappenden Linienzügen, die meist als asymmetrische, geschlossene Ellipsen oder Kreisbahnen angelegt sind. Als dekorative Elemente sind Guillochen seit dem 16. Jahrhundert auf kunstgewerblichen Gegenständen bekannt.
Als Jacob Degen zwischen 1816 und 1820 eine Guillochiermaschine für den Banknotendruck entwickelte, hielten Guillochen erstmals Einzug in die Sicherheitstechnik von Banknoten, Wert- und Ausweispapieren. Damals war kaum abzusehen, dass diese Erfindung bis ins 21. Jahrhundert nachwirken würde. Heute lösen zunehmend modernere Maßnahmen (Optical variable Ink, Kinegramme, Mikroschriften etc.) die Guillochen im Sicherheitsdruck ab. Mit dem Ende des Schilling kam in Österreich auch das Ende der Guillochen auf Banknoten.
Im Lauf der Zeit erfuhr Degens Erfindung ständige Weiterentwicklungen bis zum Aufkommen elektronischer Guillochiermaschinen in den 1960er-Jahren.
Technische Daten:
Universal–Guillochier- und Reliefgraviermaschine, System "Nadherny–Maly"
Hersteller: L. Castagna & Sohn OHG Fabrik
Konstruktion: Arthur Nadherny, Friedrich Maly, Ludwig Castagna
Herstellungsort: Wien
Baujahr: um 1925
Geldmuseum, Inventarnummer (Inv.Nr.): MG00289