Der „Rübentaler“
Die sogenannten Salzburger „Rübentaler“ gehören zu den klassischen numismatischen Raritäten. Weltweit sind vom „Rübentaler“ nur 13 Exemplare erhalten, die als Originalabschläge von zwei verschiedenen Stempelpaaren anerkannt sind. Dabei handelt es sich um zehn eigentliche Guldiner, zwei Doppelguldiner und einen Goldabschlag. Das Gros dieser Stücke liegt heute in diversen Museen und gewachsenen Altsammlungen.
Neben seiner numismatischen Bedeutung, hat der „Rübentaler“ des Geldmuseums eine recht bewegte jüngere Geschichte. Ursprünglich befand er sich in einer Salzburger Sammlung, wurde jedoch während der Besatzungszeit von einem US-Soldaten als Souvenir in seine Heimat mitgenommen. Ende der 1980er Jahre gelangte das Stück über einen Wiener Münzhändler wieder nach Österreich und konnte im Zuge einer Auktion von der OeNB erworben werden.
Die Guldiner aus dem Jahr 1504 markieren im Fürsterzbistum Salzburg das Ende des mittelalterlichen Münzwesens und den Übergang zur neuzeitlichen Großsilberprägung. Man folgte damit dem Vorbild der Münzstätte Hall in Tirol, wo im Jahr 1486 weltweit die ersten Guldinermünzen entstanden. Möglicherweise wurden in Hall auch die Stempel für die „Rübentaler“ geschnitten, was allerdings archivarisch nicht belegt ist. Ihren Spitznamen verdanken die „Rübentaler“ – wie auch die kleineren „Rübenbatzen“ – der weißen Rübe auf schwarzem Grund aus dem Wappen des Fürsterzbischofs Leonhard von Keutschach. Als Leonhard von Keutschach im Jahr 1495 zum Bischof gewählt wurde, befand sich das Erzbistum in einer Phase des allgemeinen Niedergangs. In seiner 24-jährigen Regierungszeit setzte Leonhard mit energischer, zum Absolutismus neigender Hand zahlreiche Reformen um und bescherte dem Land einen großen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aufschwung. Mit seiner Finanz- und Münzpolitik machte er Salzburg zu einem der reichsten Fürstentümer im Heiligen Römischen Reich.
Die „Rübentaler“ selbst dürften im Geldverkehr nie wirklich eine Rolle gespielt haben, sie stellen wahrscheinlich eher eine erste Versuchsreihe bzw. Repräsentativprägungen dar.
Als im 18. und 19. Jahrhundert das Sammeln von Münzen in Mode kam, stieg auch die Nachfrage nach seltenen Münztypen. Gerade der „Rübentaler“, als extreme Rarität, war besonders gefragt und so entstanden zahlreiche Fälschungen und Nachahmungen. Jene des Weinhändlers Anton Steinhauser aus dem 19. Jahrhundert sind selbst schon kleine Klassiker, wenngleich ihr Wert natürlich weit unter jenem der Originale liegt.
Welchen Ruf der „Rübentaler“ über numismatische Zirkel hinaus besitzt, zeigt sich auch darin, dass die Kärntner Gemeinde Keutschach ihre seit 15. Dezember 2016 kursierende Regionalwährung nach der berühmten Münze benannt hat. Derzeit akzeptieren 40 Betriebe diese Gutscheinmünzen mit einem Gegenwert von 10 bzw. 25 Euro.