Ehre und Arbeit
Anstellungsgesuch des jungen Kaufmanns August Keil, 16. Juli 1839
In unserer Sammlung ist dieses Bewerbungsschreiben das schönste Beispiel dafür, mit wie viel Engagement und Liebe zum Detail sich ein Kandidat um eine Anstellung in der Notenbank bemühte. In Schönschrift und mit einer Zeichnung von Handelsschiffen drückte er seine Vision von einer Nationalbank als Unterstützerin der Wirtschaft aus. Dass Kandidaten sich so anstrengten, hatte mit dem Status der Notenbank im Staat und in der Gesellschaft zu tun:
Oberstes Ziel der Währungshüterin ist es seit jeher, Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Diese Werte setzte sie auch bei ihren Angestellten voraus und stellte hohe fachliche und moralische Anforderungen. Bewerber mussten strenge Prüfungen absolvieren und auch ihr Lebenswandel durfte zu keinerlei Beanstandungen Anlass geben. Viele konnte dem nicht entsprechen.
Gerade diese strenge Auslese machte die Bank als Arbeitgeberin begehrt, kam doch eine Anstellung einer Art gesellschaftlicher Auszeichnung gleich. Die Ehre, die damit verbunden war, war besonders im 19. Jahrhundert für Kandidaten äußerst erstrebenswert. So hatte auch der junge Kaufmann August Keil den Traum, als Kassier in der Notenbank arbeiten zu dürfen. Sein Anstellungsgesuch sollte seine Visitenkarte dafür sein – er überzeugte schließlich durch fachliches Können und durch sein Auftreten. Er war dann bis zu seinem Pensionsantritt in der Nationalbank tätig.
Den damaligen gesellschaftlichen Normen entsprechend verfasste August Keil sein Bewerbungsschreiben in größter Demut und mit ausgesuchter Höflichkeit:
Der ergebenst Unterzeichnete wagt es, um die gnädigste Verleihung einer erledigten Beamtenstelle, und um gnädige Vorlassung zu der hierzu vorgesehenen strengen Prüfung zu bitten und ersucht, sich die Freyheit nehmen zu dürfen seine hiezu erworbenen Kenntnisse auf folgende Gründe zu stützen ergebenst hinweisen zu wollen: …