Not amused – Künstlerische Freiheit fand keinen Gefallen
Brief von Gustav Klimt, 27. Juni 1893
Um das Design der neuen Kronen-Banknoten zu entwerfen, suchte sich die Nationalbank anno 1893 den Shootingstar in der Kunstszene aus: Gustav Klimt. Dass dabei zwei konträre Welten aufeinanderprallten – künstlerischer Freigeist auf der einen Seite und konservative Erwartungshaltung auf der anderen Seite – sollte sich als nicht erfolgsversprechend erweisen.
Bis dato waren auf Banknoten Idealköpfe von Frauen gezeichnet – hübsch, um das Geld gern in die Hand zu nehmen, aber nicht zu schön, um die Noten auch wieder auszugeben. Die Portraits der jungen Frauen drückten Würde, Anstand und gesellschaftliche Norm aus. Gustav Klimt hatte ein anderes Frauenbild vor Augen, das Selbstbestimmtheit und das Brechen von Konventionen beinhaltete.
Dementsprechend zeigte sein Entwurf zwei Damen in saloppen Tuniken, eine mit offenen Haaren, deren Blicke eher Dekadenz zu vermitteln schienen. Die Bankleitung fand an diesem Vorschlag nichts Ansprechendes und lehnte ihn ab. Das Künstlerherz von Klimt war getroffen, er suchte eine Entschädigung und erbat ein Honorar für den Entwurf – was die Bank zwar ungehörig fand, aber dem Ansuchen dennoch entsprach.
Gustav Klimt und sein Künstlerkollege Franz Matsch bedankten sich für die Zuwendung mit diplomatischer Höflichkeit:
Hochgeehrter Herr!
Erlauben Euer Hochwohlgeboren, dass wir unseren herzlichsten Dank aussprechen für Ihre Bemühung bezüglich der Ordnung unserer Angelegenheit und zeichnen mit aller Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren stets ergebene
F.Matsch Gustav Klimt