Auch ein Fürst muss sich anstellen
Ansuchen von Fürst Metternich um Umwechslung von Gulden, 18. Juli 1816
Eine der ersten Aufgaben der 1816 gegründeten „privilegirten oesterreichischen National-Bank“ war die Einlösung des abgewerteten Papiergeldes. Durch die Napoleonischen Kriege hatte die Gulden-Währung massiv an Wert verloren, was 1811 sogar zum Staatsbankrott führte. Um das Finanz- und Geldwesen zu sanieren, wurde der neu gegründeten National-Bank das Monopol übertragen, neue, solide Gulden-Banknoten in Umlauf zu bringen.
Doch den Bürgern konnte das Misstrauen in Papiergeld durch die vorhergehenden, jahrelangen Kriege nicht so schnell genommen werden. Die Angst vor einer weiteren Geldentwertung und vor einer Inflation saß tief. Die Sicherheit, die die National-Bank mit den ersten von ihr im Juli 1816 ausgegebenen Banknoten versprach, teilte darum die Bevölkerung nicht. Da Privatpersonen nicht zu deren Annahme verpflichtet waren, tauschten viele das neue Papiergeld sofort in klingende Silbermünzen um. Bereits in den ersten Tagen wurden die Kassen gestürmt.
Doch damit drohte erst recht wieder eine Währungskrise: Die Silberreserven der National-Bank sollten die im Umlauf befindlichen Banknoten stützen, beide Positionen sollten sich ausgleichen. Durch den aktuellen Run auf die Silbermünzen befürchtete die Bank, dass ihr Metallschatz bedrohlich schrumpfen und der Plan zur Stabilisierung der Staatsfinanzen scheitern würde. Als Sofortmaßnahme begrenzte sie die Umtauschgelegenheiten, Interessenten mussten sich nun schriftlich voranmelden.
Was Ordnung hätte bringen sollen, schlug ins Gegenteil um. Die Bevölkerung war durch die Restriktionen der Bank noch mehr verunsichert, die öffentliche Aufregung führte zu Tumulten. Der Gouverneur der National-Bank, Graf Nemes, und Finanzminister Graf Stadion waren durch die aufgeheizte Stimmung alarmiert. Am 15. Juli 1816 holte man Militär zur Verstärkung. Täglich wurden ab nun 95 Einsatzkräfte, Grenadiere und Kavallerie, zu nächtlichen Patrouillen und „zur Aufrechterhaltung der Ordnung beim Einlass des Publikums“ ins Bankgebäude eingeteilt.
Mitten in diese Unruhen erreichte auch das Umwechslungsgesuch eines hochrangigen Regierungsmitglieds die National-Bank: „Für die Summe von 7000 Gulden Anticipations-Scheinen (heute ca. EUR 6.580,-) erbittet man sich“ umtauschen zu wollen, gezeichnet am 18. Juli 1816 von Franz Georg Fürst von Metternich, Minister im Dienste des Kaisertums Österreich und Vater des späteren Außenministers und Staatskanzlers Clemens Wenzel Fürst Metternich. Das Gesuch wurde mit einer Sechs-Kreuzer-Stempelmarke vergebührt und trägt außerdem einen „k.k. oesterr. Control-Stempel“.
Während dieser Antrag seiner Excellenz höchstwahrscheinlich prompt bearbeitet wurde, gingen auf Wiens Straßen die Tumulte weiter. Am 16. August 1816 meldete beispielsweise ein Wirt der Polizei, ein Gast hätte lautstark gedroht, sich „mit Steinen und Prügeln den Einlass zu erzwingen“, wenn man ihm den Eintritt in die National-Bank verwehrte. Angesichts einer befürchteten gewalttätigen Eskalation sah sich die Bank nach nur sechs Wochen gezwungen, die Umwechslung überhaupt einzustellen.
Erst im Oktober 1816 fand die Bankleitung eine erfolgreichere Methode, das alte Papiergeld gegen besicherte Banknoten auszutauschen: Mit der Ausgabe einer Anleihe konnten bis zum 14. April 1818 ca. 127 Millionen Gulden alter Scheine eingezogen werden.