Energiewende: Kernfusion – Hoffnung für die Energiewende?

Ein hochrangiger Expert:innendialog zur Energiewende in der Oesterreichischen Nationalbank

Energie gewinnen wie die Sonne: die Kernfusion gilt als Energiequelle der Zukunft. Verschmelzen Atomkerne des Wasserstoffs zu Helium, wird immens viel Energie freigesetzt. Fusionsenergie wird als sauber, sicher, nachhaltig, unerschöpflich und günstig gepriesen. Die Forschung macht Fortschritte, steht aber noch vor großen Herausforderungen. Weltweit arbeiten öffentliche und private Forschungseinrichtungen intensiv daran, die technischen Hürden zu überwinden. Die führenden Player, nämlich Europa, USA, Vereinigtes Königreich, China und Südkorea agieren zwischen Wettbewerb und Kooperation. Es geht darum, die Fusionsreaktion zu kontrollieren und einen dauerhaften Energieüberschuss zu optimieren. Dazu braucht es extreme Hitze in einem Magnetfeld oder extremen Druck und Laser. Kernfusion ist nicht risikolos, sie hinterlässt radioaktive Abfälle, jedoch nur wenig langlebige; GAU-Gefahr besteht keine. Trotz wichtiger Durchbrüche rückt der Zeithorizont einer kommerziellen Nutzung immer um dreißig Jahre weiter, scherzhaft „Fusionskonstante“ genannt. Kann Fusionsenergie rechtzeitig einen Beitrag zur Klimawende und zur strategischen Autonomie der EU leisten? Wird grundlastfähige Fusionsenergie erneuerbaren Strom ersetzen oder ergänzen? Verhilft Fusion dank niedriger Grenzkosten zur Kreislaufwirtschaft? Sind die enormen Forschungskosten zu rechtfertigen?

Die Nationalbank sucht den Dialog mit renommierten Expert:innen, um das Potenzial innovativer Technologien für eine reibungslose und effiziente Dekarbonisierung der Wirtschaft zu ergründen.

Begrüßung
Robert Holzmann, Gouverneur, Oesterreichische Nationalbank

Vortragende
Friedrich Aumayr, Technische Universität Wien, Vorstand des Instituts für Angewandte Physik
Dr. Reinhard Grünwald, Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, Projektleiter

Moderation
Andreas Breitenfellner, Oesterreichische Nationalbank

Termin
Mittwoch, 20. März 2024, 16.30 Uhr bis 18:00 Uhr
Oesterreichische Nationalbank, Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien
und online via Webex


Friedrich Aumayr ist Physiker und Vorstand des Instituts für Angewandte Physik der TU Wien. Der Universitätsprofessor ist Experte für Kernfusion und leitet das österreichische Kernfusionsforschungsprogramm bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Forschungsaufenthalte führten ihn u. a. an das Institut für Plasmaphysik des Forschungszentrums Jülich, nach Kalifornien oder an die Princeton University. Darüber hinaus ist er Leiter des Forschungsbereichs Atom- und Plasmaphysik am Institut für Angewandte Physik. Vor dem Hintergrund der aktuellen Energie- und Klimakrise ist er gefragter Interviewpartner zum Potenzial der Kernfusion und anderer grüner Energien als Alternative zu fossilen Energieträgern.

Reinhard Grünwald, Dr. rer. nat., Diplom-Physiker, ist Projektleiter am Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) und berät seit über zwanzig Jahren den Bundestag zu Fragen des wissenschaftlich-technischen Wandels. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen nachhaltige Energieversorgung und -nutzung, sowie Chancen und Risiken von Schlüsseltechnologien. Der Ko-Autor des TAB-Sachstandsberichts „Kernfusion“ (2002) bearbeitet aktuell das Thema „Auf dem Weg zu einem möglichen Kernfusionskraftwerk – Wissenslücken und Forschungsbedarfe aus Sicht der Technikfolgenabschätzung“. Er studierte Physik, Chemie, Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften an den Universitäten Stuttgart, Waterloo (Kanada) und Hamburg; promovierte an der FU Berlin.
 

Video

Aufzeichnung der Veranstaltung: Kernfusion – Hoffnung für die Energiewende?